Wir erinnern uns heute an den gewaltsamen Tod von Jesus.

Gewalt liebt immer die verschlossenen Türen. Täter haben ein Interesse daran, daß nichts nach außen dringt. Das ist auch bei häuslicher Gewalt so. Sowohl die alltäglichen Demütigungen als auch die Wut, die sich hinter der Wohnungstür austobt, lassen sich meist schwer aufklären.
Mehr noch ist es bei staatlicher Gewalt so. Wie in Polizeistationen und Geheimdienstkellern in aller Welt geschlagen, gefoltert und erpreßt wird, soll niemand erfahren. Manchmal verschwinden die Opfer gleich ganz und gar. Notdürftig hergerichtete und zusammengeflickte Gefangene werden vor die Presse geschleppt.
Wenn im Fernsehen trotzdem Blutergüsse zu sehen sind, soll das zur Abschreckung dienen. Oder die Behörden sind so unverfroren und von sich eingenommen, daß es sie nicht kümmert, wenn die Brutalität ihres Systems vor aller Welt gezeigt wird. Myamar ist in diesen Tagen dafür ein Beispiel.
Im Allgemeinen versuchen sie aber, das Ausmaß zu verschleiern. Oder sie wenden solche Foltermethoden an, die keine Spuren hinterlassen. Sie präsentieren das Opfer äußerlich unversehrt: seht, das Geständnis ist aus freien Stücken passiert.
Angehörigen, Anwältinnen und Anwälten oder Menschenrechtsorganisationen ist es meist unmöglich herauszubekommen, was in den Zellen tatsächlich vorging. Sie stoßen buchstäblich auf Mauern und auch auf den Korpsgeist von Polizei und korrupter Justiz. Auch später soll sich niemand erinnern.

Und dies geschieht nicht nur irgendwo in der Welt, das geschieht auch bei uns.

Die Umstände der letzten Stunden von Jesus sind bemerkenswert gut dokumentiert. Geschichtsschreibung erfolgt meist im Auftrag der

Mächtigen oder ist Anliegen der Gebildeten und sie gibt ihre Perspektive wieder. Sie ist ein Privileg derer, die überhaupt schreiben und lesen konnten, je weiter zurück wir in die Vergangenheit schauen.

In der Bibel jedoch kommen die Opfer zu Wort. Verhaftung, Verhör, Demütigung, Tod werden klar als Unrecht benannt. Es wird  deutlich: Gott steht auf der Seite der Opfer.

Die römischen Machthaber in der Person des Pilatus sind zynisch und der Prozeß eine Farce.

Gott ist bei den Geschlagenen und den Ermordeten. Gott geht mit denen, die nach den Verschwundenen suchen. Gottes Freunde lassen nicht locker, daß ihr Schicksal aufgeklärt wird. Gott solidarisiert sich mit gedemütigten Menschen, die hin und her geschubst, ausgetrickst und an den Rand geschoben werden.

Nein, Gott macht keine Opfer und fordert keine Opfer. Gott stellt sich auf die Seite der Opfer. Und Gott gibt ihnen ihre Würde zurück. Gott stellt sie ins Licht. Gott vergißt keinen ihrer Namen.
Die Welt der Schönen und Reichen gaukelt uns Wohlstand und Glück vor. Nur machmal offenbart sie ihre Kehrseite, ihre brutale Seite. Sie profitiert von der Armut. Sie lebt davon, daß alle anderen ausgeschlossen sind. Alle, die nicht hineinpassen, die es nicht bis nach oben schaffen oder nicht mehr brauchbar sind, werden ausgespuckt. Sie basiert auf dem Ausschluß. Wie übrigens auch unser gesamtes Bildungssystem.

Gottes Welt ist eine inklusive. Bei Gott haben alle einen Platz, auch die im Schatten stehen, die sonst keine Chance haben, die einfachen Leute, die Behinderten und die Armen, die, die anderen nicht zu Munde reden und vor der Macht zu Kreuze kriechen.
Was Gott bei der Taufe zu Jesus gesagt hat, gilt für alle: Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Wohlgefallen. Dafür ist Jesus gestorben. Dafür ist er aufgestanden und hat dem Tod getrotzt. Und wir mögen es mit ihm.